IAQ – Eine Frage der Gesundheit

Im vergangenen Jahr hat ein Werbevideo der Firma Velux in den Sozialen Medien für Furore gesorgt. Das Video «The Indoor Generation» erzählt, wie sich unsere Gesellschaft immer mehr in Gebäude zurückzieht und von der Natur isoliert. Die Folge – zumindest gemäss Video – sind Krankheiten, Allergien und allgemeines Unwohlsein wegen fehlendem Tageslicht und schlechter Raumluft. Doch stimmt diese These?

Wie steht es um die Qualität unserer Innenraumluft (IAQ)?

Studien belegen, dass wir heutzutage rund 90% unserer Zeit in geschlossenen Räumen verbringen. Dabei atmet ein Mensch – je nach Alter und Aktivität – pro Tag ca. 10-20m3 Luft ein und aus. Eine enorme Menge. Darum stellt sich die Frage: Was ist Luft eigentlich?

Luft besteht in erster Linie aus Stickstoff und Sauerstoff. Diese beiden Hauptbestandteile machen rund 99% des Gasgemischs aus. Abgesehen von Edelgasen und Wasserdampf enthält Luft auch Kohlenstoffdioxid (CO2) sowie Stäube, Partikel und chemische Stoffe. Diese weiteren Bestandteile werden unter dem Begriff Spurengase zusammengefasst. Bei den Spurengasen gibt es Stoffe, die sich ab einer bestimmten Konzentration schädigend auf den menschlichen Organismus auswirken: Kurzfristige Müdigkeit aufgrund erhöhter CO2-Konzentration, chronische Erkrankungen durch flüchtige organische Verbindungen (engl. volatile organic compounds, VOC’s) oder gar Lungenkrebs durch Radon sind mögliche Folgen.

Diese Schadstoffe reichern sich in Räumen an und erreichen teilweise eine sehr hohe Konzentration. Vordefinierte Zielwerte für die jeweiligen Stoffmengen pro 1m3 Luft dürfen daher nicht überschritten werden. Neben der «Aktivität» der Quelle, d.h. wie viel davon im Raum freigesetzt wird, hat vor allem der Luftwechsel mit der Aussenluft grosse Auswirkungen auf den Schadstoffgehalt der Innenraumluft. Aufgrund der vermehrt luftdichten Bauweise zur Steigerung der Energieeffizienz, kommt daher dem Luftwechsel (Fensterlüftung oder mittels Lüftungsanlage) und der Senkung der Schadstoffquellen im Innenraum eine wichtige Rolle zu. Parallel dazu steht auch die Vermeidung von unangenehmen Gerüchen im Fokus.

Mit speziellen Messgeräten kann die Qualität der Innenraumluft ermittelt werden

Gebäudelabels fordern Raumluftmessungen

Die schweizerische Baubranche hat bereits entsprechend auf diese Problematik reagiert und beispielsweise unter dem Minergie Eco Label Zielwerte definiert. Diese verknüpfen die Zielwerte mit konkreten Massnahmen und fassen die wichtigsten Punkte unter einem Kapitel zusammen.

Auch andere Gebäudelabels wie DGNB (SGNI) und SNBS greifen das Thema Innenraumluftqualität auf. Ihr Ziel ist es, die Konzentration der Luftschadstoffe in Innenräumen durch entsprechende Lüftungskonzepte, schadstoffarme Materialauswahl sowie gezielte bauliche Massnahmen zu reduzieren. Dadurch lässt sich für die Gebäudenutzer ein angenehmes und gesundes Raumklima schaffen.

Um die tatsächliche Qualität der Raumluft sicherzustellen, fordern die Labels nach Fertigstellung des Bauprozesses eine abschliessende Zertifizierungsmessung. Bei dieser Messung werden einzelne Parameter wie die Konzentration von chemischen (VOC, Formaldehyd) und mikrobiologischen Stoffen (Schimmelpilz, Bakterien, Keime) sowie Feinstaub, Radon und CO2 gemessen. Besonders die Messung von VOC, Formaldehyd und Radon haben in letzter Zeit an Aufmerksamkeit gewonnen.

Aber auch abgesehen von den Gebäudelabels ist es nötig, Raumluftmessungen durchzuführen. Die Kantone entwickeln zunehmend Messkampagnen in Bildungseinrichtungen, um die Radonkonzentration in Schulen und Kindergärten flächendeckend zu bestimmen. Auch Gebäudeeigentümer werden vermehrt auf das Thema Radon aufmerksam. Im städtischen Umfeld kommt das Thema Feinstaubbelastung in Innenräumen und deren Minimierung immer mehr auf. Auch wenn die Thematik CO2 und deren Auswirkungen allgemein bekannt sind, kommt es z.B. bei Schulen immer wieder zu Beschwerden wie Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten aufgrund einer erhöhten CO2-Belastung (vgl. Studie BAG, hier).

Das Feld der chemischen Stoffe ist sehr komplex, denn es gibt viele verschiedene Verbindungen mit jeweils sehr unterschiedlichen Eigenschaften. Bei den VOC’s können die Beschwerden von Geruchsbelästigung, Reizungen der Haut, Augen oder Atemwege bis hin zu Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten reichen. Einige dieser Stoffgruppen werden sogar als gesundheitsschädlich eingestuft und sind mit entsprechenden Grenz- resp. Richtwerten versehen. Präzise Messverfahren zur Stoffbestimmung und wissenschaftlich fundierte Datenblätter der einzelnen Stoffe erlauben es heute, solche Beschwerdefälle schnell aufzuklären und die «Quelle(n)» zu identifizieren.

Fazit zur IAQ:

Verursacht unsere heutige Bauweise nun Krankheiten und Unwohlsein, wie es der Film «The Indoor Generation» prophezeit? Nicht zwangsläufig. Eine fachgerechte Planung und sorgfältige Ausführung schafft Räume mit schadstoffarmen Materialien und hoher Innenraumluftqualität. Dies lässt sich nach Abschluss der Arbeiten mittels Messung überprüfen und ist somit ein gutes Werkzeug zur Qualitätssicherung. Auch im Bestand können Schadstoffquellen durch Messung und Gebäudebegutachtung identifiziert und behoben werden.

Die Amstein + Walthert AG führt diese IAQ-Messungen durch und berät Bauherren, Architekten und Privatpersonen hinsichtlich ökologischer und gesunder Bauweise, sowie bei Beschwerdefällen. Ein nachhaltiges und bauökologisch geplantes Gebäude mit einem gut ausgelegtem Lüftungskonzept erhöht die Raumluftqualität, in dem der Nutzer im Mittelpunkt steht.

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