Energierichtplanung bei A+W, oder der Weg zu einer klimaverträglichen Wärmeversorgung

Die Schweiz und die sich auf die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft stützenden Kantone und Gemeinden haben ambitionierte energiepolitische Ziele: Bis 2050 sollen netto keine Treibhausgase mehr ausgestossen und der Energieverbrauch soll deutlich reduziert sowie 100 % erneuerbar werden. Amstein + Walthert leistet dazu im Rahmen der sog. «Kommunalen Energierichtplanung» mit Senior Consultant Matthias Schlegel einen wichtigen Beitrag.

Wärmeversorgung heute und morgen

Die internationalen Klimaziele von Paris und die Energiestrategie des Bundes wurden in der Schweiz von der Fachstelle 2000-Watt-Gesellschaft im neuen Leitkonzept (2020) aufgenommen. Daran orientieren sich viele Schweizer Gemeinden, insbesondere «Energiestädte». Als wichtigster Ansatz zur Erreichung dieser Ziele gilt es, fossile Verbraucher zu ersetzen, bzw. keine neuen einzusetzen. Dies gilt sowohl für die Wärmeversorgung als auch bei der Mobilität.

Die Energierichtplanung ist dabei eine strategische Definition, wie sich eine Gemeinde in Zukunft mit Wärme versorgen möchte. Das übergeordnete Ziel ist die räumliche Koordination der Wärmeversorgung mit behördenverbindlicher Festsetzung, die in der Regel auf ca. 10-15 Jahre ausgerichtet ist. Wärme kann – im Gegensatz zu Strom – nicht beliebig transportiert werden, entsprechend gibt es Einschränkungen hinsichtlich der Nutzung von Wärme sowie Unterschiede bezüglich Wärmequellen, die je nach (Gemeinde-)Gebiet genutzt werden können. Ergänzend dazu kommt der Fokus auf die nachhaltige Energieversorgung, die sich an den Klimazielen von Bund und Kantonen orientiert. Gemeinden sollen und wollen also für die Wärmeversorgung beispielsweise anstatt Erdgas neu Fernwärmeverbünde nutzen, um damit einen wichtigen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen zu leisten.

Um die Akzeptanz dieser Transformationsstrategie zu unterstützen, ist Matthias Schlegel die enge A+W-interne Zusammenarbeit zur Gewährleistung umsetzungsorientierter und wirtschaftlich tragbarer Lösungen ebenso wichtig wie der offene Austausch mit den verschiedenen Akteuren in den einzelnen Gemeinden zur Berücksichtigung bestehender Strategien und Sachzwänge. Dabei zeigt er jeweils die Chancen einer frühzeitigen Transformation zu einer nachhaltigen Wärmeversorgung auf: Die Energiewende ist mit steigenden CO2-Kosten und sinkender Nachfrage nach fossiler Energie verbunden. Dank der Antizipation des dadurch ausgelösten Strukturwandels in Form einer proaktiven Ablösung des Gasnetzes durch Wärmenetze kann die Wertschöpfung für das lokale Energieversorgungsunternehmen erhalten werden. Für die Schweiz resultiert dank Einsatz inländischer Energiequellen sogar eine Steigerung der Wertschöpfung.

Beispiel Weinfelden: So entsteht ein Energierichtplan

In der thurgauischen Energiestadt Weinfelden existieren ein flächendeckendes Gasnetz sowie ein Fernwärmeverbund ab der Kehrichtverbrennungsanlage. Entsprechend steht viel Energie zur Wärmeversorgung der Stadt zur Verfügung. Allerdings steht die Gasversorgung angesichts stark beschränkter Potenziale erneuerbarer Gase im Konflikt mit den energiepolitischen Zielen der Energiestadt Gold. Hier kommt Matthias Schlegel, Senior Consultant bei A+W im Bereich Energie, Nachhaltigkeit und Raumentwicklung, zum Zug. Denn es gehört zu seinen Aufgaben, die bestehende Ausgangslage sowie die Potenziale zur Wärmeversorgung zu analysieren und auf Basis dieser Daten entsprechende Massnahmen abzuleiten.

Das Vorgehen umfasst vier Arbeitsschwerpunkte:

1. Beschluss der «Planungsgrundsätze» unter Einbezug aller Akteure, zu denen Behörden, Politik und die Energieversorger zählen, inkl. Definition einer Rangfolge der Energiequellen gemäss Verfügbarkeit, Wertigkeit und Energiepolitik.

2. Visualisierung der bestehenden Energieinfrastruktur, inklusive Wärmebedarfskataster auf Basis einer Bedarfsmodellierung pro Gebäude, sowie der Eignungsgebiete pro Energiequelle (Energiepotenziale)

3. Bestimmung von «Prioritätsgebieten» mit der Aussage, in welchen Gebieten welche Energiequellen in 1. und 2. Priorität genutzt werden sollen, sowie mit Aussagen zum bestehenden Gasnetz.

4. Bestimmung von «ortsgebundenen Massnahmen» zur weiteren Bearbeitung, wie etwa ein Masterplan Fernwärme oder eine Machbarkeitsstudie zu einem Nahwärmeverbund. Dies ist häufig nicht mehr auf ein ganzes Prioritätsgebiet, sondern lokal bezogen.

 

A+W für die Dekarbonisierung und die Energieexperten von morgen

Amstein + Walthert engagiert sich für eine dekarbonisierte Energieversorgung der Schweiz. Unsere Experten der verschiedenen Unternehmungen in der Amstein + Walthert Gruppe bearbeiten interdisziplinär strategische, konzeptionelle und technische Fragestellungen - fokussiert auf die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden. Mit dem Know-how zur Energierichtplanung steht A+W zudem im Austausch mit der ETH und der Ostschweizer Fachhochschule (OST), um künftige Arbeitskräfte in diesem Bereich noch gezielter ausbilden zu können.

Matthias Schlegel hat nach Abschluss des Studiums der Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich sein Fachwissen mit einem MAS Energieingenieur Gebäude an der Hochschule Luzern vertieft. Ab 2011 arbeitete er bei Amstein + Walthert in der Bauherrenberatung, wo ihm ermöglicht wurde, seine Arbeit studienbegleitend auszuführen. Dank der vielseitigen Entwicklungsmöglichkeiten bei A+W feiert Matthias im März 2021 bereits sein 10-jähriges A+W-Jubiläum. Als zweiter Schwerpunkt neben der Energierichtplanung ist er auch akkreditierter 2000-Watt-Areal-Berater und berät in dieser Funktion Bauherrschaften und Städte zur nachhaltigen Arealentwicklung.

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